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2. April 2014

Wir sind Auserwählte. Wir sind Helden des Glück. Du ich, und auch du.

Oft wurde ich in Gesprächen anderer Erkrankten gefragt:
''Wieso müssen wir immer kämpfen und werden nie dafür belohnt? Wieso fällt es anderen einfach so in die Hände, glücklich zu sein? Wieso müssen wir um jedes kleine Glück kämpfen? Wieso dürfen wir nicht einfach unbeschwert leben?''

Ja, wieso eigentlich nicht?

Ich lass mir jetzt einfach eine schöne Erklärung einfallen.

Ich denke wir sind Auserwählte.
Auserwählte des Glücks, wenn man es so nennen kann.
Alle Menschen die ihr Leben genießen, einfach so vor sich hin leben, die einen guten Schulabschluss haben mit ein bisschen lernen. Die viele Freunde, die eine tolle Familie und einiges mehr haben. Die essen können, ohne sich darüber Gedanken zu machen, wer sie vielleicht gerade beobachtet, wie viele Kalorien es wohl zu viel, wer essen kann, ohne ein schlechtes Gewissen. Menschen, die eine Narbe auf dem Arm haben, allerdings nur, weil sie mal als Kind ungeschickt und nachsichtig waren und eventuell von einer Schaukel gefallen sind. Menschen, die sich keine Gedanken darüber machen, wie sie sich ihren nächsten Essfall finanzieren oder die private Klinik für psychosomatische Störungen, sondern einfach nach Lust und Laune Das einkaufen gehen, wie sie es gerade wollen. All diese Menschen leben. Aber doch nicht richtig.
Ich wette sie schauen nicht nach den kleinen Blumen am Wegrand, die gerade anfangen zu blühen und denken sich: Wie schön es ist, das diese noch nicht platt getreten wurde.
Ich wette niemand denkt darüber nach, wie schön es ist, wenn Freunde sagen: Du bist wunderschön, so wie du bist, mit deinen Narben, mit deinen Erkrankungen.
Ich denke sie schätzen diese Worte nicht. Es ist Normal und vielleicht denken sie genauso über sich.
Wenn eine Beziehung in die Brüche geht, weinen sie vielleicht, und denken: Okay, das wars. Hinterhertrauern muss ich dem ganzen nicht ewig.
Wir aber..
Wir schauen nach den Blumen am Wegrand. Wir schätzen diese kleinen Dinge die unser Leben, das mit so vielen Hürden bestückt ist, lebenswert machen.
Unsere Augen glänzen, vor Tränen, wenn Menschen uns zeigen das sie uns wirklich ganz und gar vollkommen lieben. Mit dem, was wir sind, wie wir sind.
Ich habe noch nie,  und ich sage es mit einem guten Gewissen: NOCH NIE einen Menschen meiner Erkrankung getroffen der egoistisch ist, und andere Menschen damit verletzt. Ich habe noch nie Jemanden getroffen, meiner Erkrankung, die Menschen auf der Straße einfach böse Dinge zurufen nur weil sie zwei Kleidergrößer größer kaufen müssen.
Und wieso?
Weil wir wissen was die Stille bedeutet. Wir wissen, was laute Beleidigungen bedeuten. Wir alle kämpfen um das Leben und bekommen, wenn wir Glück bekommen, alles doppelt und dreifach so schön zurück. Irgendwann. Nicht immer. Nicht morgen, nicht heute.
Aber wenn wir glücklich sind, sieht man es an unseren Augen, an unserem Lächeln das aussagt, das wir gerade in diesem Moment nicht spielen, das unsere Maske gefallen ist.
WIR, genau wir hier alle. Wir wissen was Leid bedeutet und schätzen das Leben umso mehr wenn dieses Leid, dieser Schmerz und die offenen Wunden leicht in den Hintergrund rücken.
Wir wissen was Glück bedeutet.

''Und deine Beine mit den Narben springen zur Musik. Und deine Arme mit den Narben fliegen zur Musik. Und dein Herz mit den Narben wird ganz leicht und dann lachst du mit Tränen in den Augen, schreist die Texte deiner Lieblingslieder mit und weißt plötzlich wieder, warum du nicht aufgeben darfst. Niemals.''

Wir sind Auserwählte. Wir sind Helden, die diese Welt schöner machen, wenn wir anfangen mit den Augen zu glänzen, weil wir endlich mal glücklich sind. :)

14 Kommentare:

  1. Super schöner Post!
    Das ist genau das, was ich auch darüber denke. Klar ist man manchmal ziemlich frustriert, wenn es wieder schlechter läuft, nachdem es mal ganz kurz besser war und immer so weiter und man sich fragt, wie lange das noch so gehen soll.
    Im Dezember war ein 55 jähriger Patient bei uns, mit dem ich mich jeden Tag sehr lange unterhalten habe und er hatte schon einige Jahre Depressionen. Aber wir haben uns auch genau darüber unterhalten, dass man die Welt irgendwie detaillierter wahrnimmt und sich auch über Kleinigkeiten freut.
    Das mit dem Strahlen in den Augen ist auch wahr. Wurde mir in letzter Zeit öfter gesagt, dass ich manchmal ein richtiges Strahlen in den Augen hätte.

    Jaa, ich versteh ziemlich gut, was du meinst. Mir fällt es auch noch besonders schwer, vor den Personen zu essen, die von meiner ES wissen. Oder wenn ich alleine unterwegs bin und viele Menschen um mich rum sind. Ansonsten ist mein Motto dazu auch: Tu so, als wäre Essen das normalste der Welt.

    Bin schon dezent neidisch auf deine Haare.

    Liebe Grüße (:

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  2. Wunderschöner Post! Toller Text ! Wahre Worte !

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  3. Jacki, das glaube ich nicht. Das ist nicht so. Es gibt eine viel einfacherer, wenn auch schmerzhaftere Erklärung: Irgendwas hat uns gefehlt, fehlt immer noch. Die Krankheit ist ein stummer Schrei, eine Seele, die darauf aufmerksam macht, dass etwas hier nicht stimmt.
    Ich habe Menschen getroffen, die so in ihrer Krankheit versunken waren, dass sie ohne es zu merken nur noch auf sich schauen.
    Und ebenso Menschen, die nie krank waren und trotzdem auf die Blumen am Wegesrand sehen, die Glück wahrnehmen. Das ist zu oberflächlich - jeder, wirklich jeder Mensch hat schonmal scheiß erlebt, eine heftige Geschichte, eine verschwiegene Vergangenheit. Auch, wenn es nicht immer eine psychische Krankheit ist.

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  4. Ich liebe diesen Post irgendwie total. Keine Ahnung, warum, aber irgendwas daran hat mich total...fasziniert.
    Liebe Grüße <3

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  5. Sehr schöner Gedanke. Und recht hast du. Ich habe schon oft gedacht, wenn ich mit den vermeintlich Normalen, gesunden und glücklichen Menschen zusammen war: Die haben doch gar keine Ahnung vom Leben. Weil sie es eben wirklich nicht zu schätzen wissen. Wie auch, wenn sie nichts anderes kennen? Trotzdem bewundere ich gleichzeitig diejenigen, die in einer naiven heilen Welt leben und nichts wissen (wollen?) von Leid und Ungerechtigkeit im Leben.
    Menschen, die durch die Hölle gegangen sind, wissen jeden Funken Glück und Freude und jeden lieben Menschen zu schätzen. Die Frage ist, ob es das wirklich wert ist. Wenn man es sich aussuchen könnte, meine ich. Also ich persönlich wäre lieber "normal" mit naiver heiler Welt....
    Alles Liebe,

    Lilly ♥

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  6. Ich hoffe so sehr dass das der Fall ist! Es gibt der ganzen Qual wenigstens so etwas wie einen tieferen Sinn, macht Hoffnung auf ein ende, das schönes für uns bereit hält.
    Aber dafür müssen wir kämpfen! Jeden einzelnen verdammten Tag. Stunde um stunde.
    Was ist, wenn wir verlieren? War unser leben dann sinnlos?
    Es macht mich einfach fertig, nicht zu wissen, ob ich das schaffe.

    Happy end <3

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  7. Hallo Jacky *wink*

    Deine Erklärung hat mich wahrlich zu Tränen gerührt. Über diese Frage, warum anderen es so leicht fällt und "uns" nicht konnte ich bislang keine Antwort finden. Doch Du hast sie gefunden. Wenn "wir" Glück empfangen, und das nur sehr selten, dann blühen wir auf; wissen wie man mit diesem Gut umgehen soll, da es leider Gottes vergänglich ist.

    Aber, ich könnte mir kein "einfaches" Leben, wie es die "anderen" haben nicht vorstellen. kann mir nicht vorstellen, ein mensch zu sein, die nicht viel lernen muss, die beliebt ist, die nie kämpfen musste, die eine intakte Familie hat, die einen Partner hat,...auch wenn dies immer mein Ideal war (ist).
    Doch diese Menschen sind nicht aufgeklärt. Die stellen sich nicht solche Fragen, wie Du es tust :)

    Ich habe desöfteren Deine Einträge gelesen, doch fand keine Zeit und Lust, zu schreiben oder zu bloggen wegen Schule, Heulkrämpfen, Feiern, Drogen,...

    Ich wünsch Dir was <3
    Liebsten Gruß
    Yume

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  8. ich danke dir für diesen text ♥

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  9. Hallo Liebes,
    es tut mir sooooo Leid, dass ich fast eine Woche gebraucht habe, um dir zu antworten...hoffentlich magst du weiterhin mit mir schreiben. Ehrlich gesagt weiß ich gerade nicht was mit mir los is, aber da mein Handy schon wieder in Reperatur ist, kann ich auch da nix mehr machen und das Internet spinnt auch die ganze Zeit rum...ach irgendwie is das derzeit ned so mein Tag...
    Es freut mich, dass du dich über meine Kommentare freust und sie gerne liest...irgendwie tut es gut, so etwas zu lesen....irgendwie auch passend zu deinem Post. Manchmal fühle ich mich auch wie so jemand, aber keine AHnung, ob ich dsa Recht habe dazuzugehören...
    Ja scheint so als wären wir in Bezug auf das mit den Freunden ähnlicher Meinung. Mal sehen, wie sich das weiterentwickelt, aber ich werde bei vielen nur noch so wenig Energie wie unbedingt nötig investieren. Der Rest sollte auch mal von anderer Seite bereitgestellt werden....wenn du verstehst was ich meine^^
    Haha...ich sehe schon, meine Geschichten sind einfach alle viel zu kompliziert >< Naja, kommt Zeit kommt Rat. Mach dir nichts draus, dass du nicht alles verstanden hast...ist vielleicht is das alles ein wenig sehr kompliziert und nur ich blicke da durch ;) Mal schaun was die Zeit im Bezug darauf bringt.
    Ich weiß schon, wie du dich fühlst und habe auch verstanden wie du das meinst. Solche Wunden heilen sehr sehr langsam, v.a. wenn plötzlich unerwartete Signale von der anderen Seite kommen. Aber auch hier ist es eigentlich genauso wie ich es auch bei mir geschrieben habe....kommt Zeit kommt Rat...manchmal braucht eine Sache auch ihre Zeit und naja hoffen wir, dass es sich zum Guten wendet.... Dito...bei mir weiß er auch mehr oder weniger, dass er mir mehr als nicht egal ist, sprich er immer noch sehr wichtig ist und das auch erstmal noch bleiben wird.
    Ja Skills muss man ausprobieren und das richtige für sich selber finden. Ich glaube da reagiert wirklich jeder anders. aber du kannst mir gerne von deinen Erfahrungen im Bezug auf das erzählen ;)
    mmmm....ja ich glaube das Thema mit deinem Vater is echt so ne Sache für sich. Was ich so alles darüber gelesen habe, kommt er bei mir ziemlich unverschämt rüber, aber ihm selber scheint das ja irgendwie - oh Wunder - nicht aufzufallen. Was sagt denn deine Ma zu der ganzen Situation. Hat die da auch ne Meinung oder hält sie sich raus oder unterstützt sie dich, was auch immer du in der Richtung unternimmst?
    mmmm....das mit glauben und so...naja bezieht sich auf Liebe und Beziehungen...es gibt da einen Gedanken, den ich eigentlich recht nett fand - Lass Gott deine Liebesgeschichte schreiben, geb den Stift aus der Hand, denn er weiß, was das beste für dich ist. Okay, wenn jemand ned daran glaubt, dann hört sich das für ihn sicherlich total bescheuert an. Aber irgendwie finde ich stimmt das schon. Ich mein wenn man das so betrachtet, nehmen wir ihm immer wieder den Stift aus der Hand weil wir etwas bestimmtes wollen auch wenn das nie und nimmer das beste für uns ist. Und es heißt ja auch so schön, wer sucht der findet, wer gibt dem wird gegeben werden. und darauf bezogen fand ich das echt gut...weil meistens, wenn man es gar nicht erwartet, dann verliebt man sich (so war das jedenfalls so gut wie immer bei mir) und wenn man was krampfhaft haben will, dann kommt meißtens nur ein totaler mist dabei raus....nur mal so zur Anregung. war die kurzversion und naja, muss nicht jeder mögen...vll. was eigen die idee^^
    liebe grüße y unos abrazos
    María

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  10. Wahre Worte, ich followe dir jetzt.
    Lg
    Lenchen

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  11. Ich finde diesen Post nicht sehr überlegt. Ganz ehrlich, JEDER Mensch hat Probleme. Das so zu verallgemeinern, weil man es bei anderen vielleicht nicht gleich erkennt, ist doch dumm. Ich glaube auch von vielen Essgestörten weiß man, bis man es vielleicht ganz krass sehen kann, auch erstmal nicht, dass es ihnen sehr schlecht geht. Sich dann irgendwie als Auserwählte zu sehen ist ein bisschen egozentrisch und bewirkt vielleicht auch nicht unbedingt was Gutes. Wenn jetzt ein 13-jähriges Mädchen auf den Blog kommt, denkt es sich vielleicht "Oh, ich will auch auserwählt sein, werf ich mich mal in den dummen Essstörungs-Teufelskreis!" Glaub mir, JEDER hat schon schlimme Dinge durchlebt, bei manchen äußert sich das aber nicht so krass, wie bei einer Essstörung. Das stört mich irgendwie an vielen Essgestörten, dass sie sich immer als so besonders bemitleidenswert sehen. Das ist für mich irgendwie schon Egoismus, auch wenn nicht "selbstverschuldet". Und das hat MIR auch irgendwie da rausgeholfen. Ich wollt nicht immer sagen "OH MIR geht es so schlecht, wieso hilft mir denn keiner?", weil man in der Zeit auch niemand anderem helfen kann und wenn sich das dann jeder denkt, hilft niemand irgendwem.

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    1. Das ist auf alles bezoegn, da ich auch nicht nur eine Essstörung habe. Wenn du meinen Blog genauer lesen würdest, würdest du wissen das ich eine Borderline Störung hab und anderes. Aber oookay, jeder seine Meinung, deine ist nur flsch. Niemand ist hier egoistisch! Niemand! Da ziehst du wieder andere Essgestörte in den Dreck, aber wenn du es so meinst-bitte.

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    2. Ich will niemanden in den Dreck ziehen, ich finde es nur sehr befremdlich zu sagen "Anderen fällt es so leicht glücklich zu sein, nur zu UNS ist das Schicksal so gemein, ich kann da gar nichts für", denn das ist falsch! Das ist soooo Ich-bezogen!

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Ich freue mich über jeden Kommentar!:)