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5. April 2013

Klinikmappe, Sehnsucht, Bericht (1)

Ich hatte vor einiger Zeit eine Umfrage gestellt, wo ich wissen wollte, welche Themen ihr interessant finden könnte. Unter anderem wolltet ihr Berichte aus der Klinik.
Heute habe ich meine Mappe von mindestens 200 Seiten wiedergefunden, wo ich alles aus der Klinikzeit abheftet habe.
Da mir viele Erinnerungen fehlen oder ich sie einfach verdrängt habe, aus der ganzen Zeit vor, nach und während der Klinik, hilft es mir ungemein die ganzen Unterlagen vor mir zu sehen. Erinnerungen kommen zurück, Bilder erscheinen vor meinen Augen. Erlebnisse werden wieder aufgerufen & daran möchte ich euch teilhaben lassen. Was ich euch erzähle, stammt aus beiden Aufenthalten und nicht nur aus dem ersten oder aus dem zweiten.
Es sind  nur Bruchstücke. Nur kleine Erinnerungen. Manche aber so intensiv, das ich wirklich meine Zeit brauchte, um sie verdauen. Die Sehnsucht nach einem geschütztem Rahmen. Nach den Menschen, nach der Umgebung. Alles fehlt mir so unheimlich sehr und ich würde alles dafür geben, um nur noch einmal 1 Woche da zu sein um mit dem ganzen abschließen zu können.

Ein komischer Anfang der mit dem Ende beginnt.


02.Februar 2012
2 Wochen vor meiner Abreise war die Gruppe 2 im Plenum an der Reihe. Jede Gruppe aus der Klinik steht einmal da vorne und muss die Plenumspunkte vorlesen. Jeder muss einmal Abschieds- und Begrüßungskärtchen verteilen.
Jeder einzelne muss einmal über seinen Schatten springen und sich dort vorne vorstellen.

Die Abschiede waren wieder einmal traurig. Sie berühren mich jedesmal, weil ich mich jedes Mal frage, wie sie die Aufgaben zuhause meistern werden. Ich frage mich, ob sie so wie ich, irgendwann nochmal auf diesen Stühlen sitzen werden, weil sie es nicht geschafft haben, der Krankheit die Stirn zu bieten.
Ich muss schlucken, denke an meinen Abschied in zwei Wochen.
Dann ertönt eine Musik.
Gruppe 2 fängt an zu singen, einige stimmen an, nach kurzer Zeit auch ich.
Tränen laufen mir über das Gesicht.
Ich kann diese Abschiede nicht ertragen, will die Menschen nicht gehen lassen.
Kann es nicht ertragen, das ich sie loslassen muss. Alle wohnen mehrere hundert Kilometer weit weg & ich weiß ganz genau, ich hatte nur diese Zeit mit ihnen und niemals werde ich sie wieder sehen.
This little light of mine, I'm gonna let it shine...
In meinem Herzen bleiben sie, die Erlebnisse bleiben.
Aber eine Zukunft wird keine Freundschaft haben. Wir werden uns aus den Augen verlieren.
Everywhere I go, I'm gonna let it shine...
Dann denke ich an die Umarmungen, an die lieben Menschen die mir in zwei Wochen alles Glück der Welt wünschen werden, weil ich den Weg nach Hause einschlagen werde.
All in my heart I know,
I'm gonna let it shine...
Ich frage mich, wie lange ich der Klinik wieder hinterhertrauern werde. Bis heute.
Ich frage mich, wie es weitergehen wird.
Ich frage mich, ob ich es dieses Mal schaffe.
Ich frage mich, was ich erreicht habe.
Ich frage mich, was ich erreichen möchte.
Ich frage mich, wieso ich die Zeit nicht richtig genutzt habe.
Ich bereue meine Fehler, bereue meine Rückschritte und schäme mich für mein Verhalten dem Essen gegenüber.

Das Lied wird leiser, alle klatschen.
Mit gesenktem Kopf verlasse ich tränenverschmiert das Plenum.


THIS LITTLE LIGHT OF MINE, I'M GONNA LET IT SHINE


Ich hatte diese Erinnerung bis vor einer Stunde komplett vergessen.
Bis ich den Zettel mit dem Liedtext aus meinen Ordner heftete und beschloss, euch die Geschichte über das Lied, über die Abschiede und meine Gedanken zu erzählen.
Mich erstaunt es wie Erinnerungen an Gedanken, an kleine Momente so gestochen scharf sein können, obwohl sie vorher vergessen wurden.



-Fortsetzung folgt-


1 Kommentar:

Ich freue mich über jeden Kommentar!:)