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13. Februar 2013

Nachmache

Kennt ihr diese Menschen, die meinen eine psychische Krankheit zu haben?
Kennt ihr diese Menschen, die so tun, als ob sie die Ärmsten auf der ganzen Welt sind? Die einem die Ohren vollheulen, weil ihnen ein Pickel im Gesicht stört?
Kennt ihr diese abartigen Menschen, die Magersüchtige versuchen zu kopieren, nur weil sie Aufmerksamkeit haben wollen, die sich WÜNSCHEN so wie ich zu sein?

Wisst ihr, ich könnte glaube ich gerade einen Post von 1000 Seiten schreiben, so sehr regen mich diese rücksichtslosen und dummen Menschen auf. Denen muss irgendetwas fehlen. Und ich denke wirklich das sie krank sind, in ihren Köpfen muss wirklich etwas ganz gewaltig schief gehen.

Ich war 2012 in einer Wohngemeinschaft für Jugendliche.
Allerdings nur 10 Tage, denn dort war alles mehr als schrecklich und gleichzeitig so verstörend und schwer für mich.
Ich kam da hin, als ein unbekanntes Wesen. Die Betreuer kannten sich gar nicht mit meiner Krankheit aus. Ist ja nicht schlimm, dachte ich. Man kann alles erklären und versuchen den Menschen, die sich für mein Leben interessieren nahe zu bringen, was es ausmacht, magersüchtig, bulimisch zu sein. Wie man damit lebt, was man versucht zu bewältigen und wie man seinen Alltag übersteht.
7 Andere Jugendliche lebten dort mit mir. Ich hatte ein Zimmer das aussah, als ob es 20 Jahre alt wäre.
Schrank fiel auseinander, das Bett war vollgesifft, die Tapete abgerissen, der Schreibtisch vollgeritzt und bemalt.
Ich habe die ganze Zeit auf einem Stuhl gesessen und war fassungslos über den Zustand der Möbel.
Ich wollte mich nicht auf das Bett setzen, ich ekelte mich und stellte mir vor, wie viele es dort schon drin getrieben haben müssen... So wie es aussah. Überall Flecken... Ich beschriebe es nicht weiter, sonst übergebe ich mich.
Ich schrie und weinte... Ich wollte nicht dort bleiben!
Ich schrie Mama an, das sie es nicht tun könnte. Sie würde mich im Stich lassen. Sie sollte gehen. Verschwinden. Mich in Ruhe lassen. Ich sagte ihr, das sie mich hassen würde, denn Niemand tut einem so etwas an.
Sie fuhr. Ich stand am Fenster, guckte den auto hinterher. Sie war nicht mehr zu sehen... Ich brach in Tränen aus und bekam keine Luft mehr.
Die Tür schlug auf, ein Junge, dessen Namen ich nicht mehr weiß, vielleicht verdängt habe, kam rein und setze sich auf mein Bett (dankeschööön, hab ich gesagt herein? Und jetzt gehe ich ganz bestimmt nicht mehr ins Bett, danke nochmal. Wer bist du?)
Er plapperte los, von Psychiatrieaufenthalten und Suizidversuchen, zeigte mir ganz stolz seine Arme, die er sich aufgepikst hatte mit einem zirkel.  (Haha, willst du meine Narben sehen? )
Ok dachte ich, das ist so einer, der meint, er hätte eine Krankheit die nie zu heilen ist, der Aufmerksamkeit erregen will mit Etwas, wo andere wirklich drunter leiden. wo andere dran sterben.

Abendessen.
Was es gab, weiß ich nicht mehr, es war sicherlich nicht gut.
Ich aß nichts. Wieso auch? Ich hasste alle Leute dort.
Und ich würde sowieso kotzen gehen, also... wozu essen?
Alle glotzen mich an. Ich guckte sie nicht an. Ich schüttete mir Wasser ins Glas ein und trank brav leer.
Verstörende Blicke. Lautes Lachen, dumme Gesichter die dachten, ich wäre komplett gestört. Tz, mir egal.
Als das 'gemeinsame wichtige Mahl' vorbei war, musste ich putzen, der Flur schrubben und fegen, staubsaugen und das Katzenklo sauber machen. alle hatten nach dem Essen eine Aufgabe. Irgendwie hatte ich das Gefühl, das ich gerade die Dumme war und den kürzen gezogen hatte. Muss ich den Dreck den die anderen hinterlassen, wegschrubben. (Morgen rotze ich hier auf den Boden und dann können die putzen)

Eigentlich komme ich erst jetzt zu meinem eigentlichen Punkt dieses Posts.
ein Mädchen was dort war, Andrea, meinte als sie mich sah, das ich so schrecklich dürr wäre, aber sie gerne so aussehen würde. (Ok, mach das doch, dumme Kuh)
Sie fragte mich nach Abnehmtipps und wie ich das alles denn angestellt hätte. Was ich esse, wie ich esse, ob ich kotze und sowas eben.
Ich fühlte mich wie ein Lexikon, wie ein Aufklärungsheftchen. Ich sagte ihr, das ich ihr keine Tipps gebe, denn das ist alles andere als gesund was ich hier tue.
Sie bettelte, das muss man sich man vorstellen, sie bettelte!

Wir fuhren zum Edeka und sie wollte Tabak stehlen.. Wie dumm sie ist, haha. 
sie fragte ob ich Schmiere stehen würde. Nein, wer bin ich. Ich setze mich ins Cafe und wartete auf die Diebin.
Sie kam angerannt und sagte wir müssten abhauen, ich steckte mein Handy weg und stand auf. Ich war so langsam wie eine Schnecke.
''Entschuldigt bitte, kommt ihr bitte mit? Du hast Tabak in deiner Tasche''
''Neeeeein, eh, das stimmt voll nicht, ich klau nicht, eh wirklich''
(Jetzt glaubt er dir das bestimmt, kluges Mädchen, welche Schule hast du nochmal besucht? Keine Stimmt's?)

wir saßen im Büro... Ich weinte, weil ich ja wirklich nichts getan hatte. Ich habe nie eine Anzeige bekommen, klaute nie. Nicht einmal ein kleines Heft oder sonst etwas. Ich meine, wieso auch?
Am besten noch Vorstrafen haben und keine vernünftige Ausbildung machen oder bekommen? Klar, ich bin ja auch dumm!
Sie bekam eine Anzeige, 2 Jahre Hausverbot und musste 50 Euro bezahlen.
Und jetzt kommt's: sogar ich bekam 2 Jahre Hausverbot! Ich hätte ja Beihilfe geleistet, hätte mit ihr Sms'n geschrieben.... Natüüüürlich, ich hab ja auch ihre Handynummer du dummer Ladendedektiv.
Ich sagte, das ich ganz bestimmt nicht ihre Nummer hätte, und niemals Beihilfe leisten würde.
Ich nicht.
Aber geglaubt hat er mir kein Wort.
Sie wurde von der Polizei zur WG zurück gebracht und ich durfte um 21.00 Uhr Abends durch ganz Aurich laufen... Ich kannte den Weg nicht, die Straßen nicht, mir war kalt und ich wollte nach Hause.
Anstatt das die WG-Leitung mich abholt, weil ich von dem Arzt ein Attest hatte, das ich nicht so lange strecken laufen darf, aber nein, lass das Mädchen dort rumirren.
Da haben sie sowieso einen drauf geschissen. Rücksicht und Hilfe. die Wörter kannte ihr Vokabular nicht.
Außerdem waren alle ziemlich patzig zu mir. Sie sagten, ich sollte nicht so viel fressen, weil ich so dünn war, sollte die Toilette nicht vollkotzen und so weiter.
(Hoffentlich erstickt ihr an euren Worten. Das ist das Mindeste was ihr tun konntet, die Toilette putzen. Ist eh Drecksarbeit. Da kam mir das alles ganz willkommen, das ich das essen nicht bei mir behalten konnte)
Keine Angst, ich habe immer darauf geachtet, das alles sauber war, aber die meinten sie wüssten was sie tun und würden immer noch was finden. als ob Leute. alles klar.

Andrea, die Möchtegern-Magersüchtige aß mittlerweile nur noch eine Fertigsuppe.
Ich hasste sie dafür,... ICH bin hier essgestört und sie tat so, als ob es nur hungern oder wenig essen sein würde. Es geht doch nicht darum. Wie stellt sie das denn bitte dar?
Das tat mir furchtbar weh. Und als sie dann auch noch angefangen ist, ihr Essen mal auszukotzen, habe ich meine Sachen gepackt, und sagte meiner Mutter, wenn sie mich jetzt nicht hier rausholt, werfe ich mich vor den Zug.
Sie war so erleichtert, als sie mich endlich mit Sack und Pack nach Hause bringen konnte. Sie hatte gemerkt, wie sich mein Zustand verschlechterte und nach einem Gespräch mit dem Leiter, war sie auch davon überzeugt, das es das Falschste war, was sie hätte tun können. Sie merkte, wie asozial und unverschämt alle dort waren. Kein Respekt, keine würde, keine Bildung und keine Freundlichkeit.
Andrea auf jeden Fall war jetzt offiziell magersüchtig, meinte sie.
Klar, ich kochte vor Wut und ich finde, man sollte eine Essstörung oder eine sonstige psychische Krankheit nicht so lächerlich darstellen wie sie es getan haben.
Dort steckt doch mehr hinter.
Aber sollte sie es meinen, ich war ja sowieso nicht mehr da.


2 Monate später traf ich Andrea in der Stadt wieder mit zwei Hamburgern und einer Cola in der Hand wieder. (Lächel, lächel, du hast ja immer noch nicht abgenommen, du magersüchtige, und huch, was isst du da? Mädel Mädel, als Magersüchtige weiß man doch wie viele Kalorien in den Dingern steckt. Das darfst du doch nicht mensch! )
Sie erzählte mir ganz stolz, wie sie ihre Magersucht bekämpfen konnte. Das es echt schwer ist, denn sie war immerhin 1 GANZE Woche Magersüchtig und musste ihr essen auskotzen.
Ich war so perplex und gleichzeitig so amüsiert, das ich ihr meinen größten Respekt aussprach, lächelte und gegangen bin.



So viel zu Möchtegern und Nachmache, gute Nacht ihr Lieben:*

4 Kommentare:

  1. Ich habe hin und wieder von Menschen gehört die abnehmen wollten, dass sie ja lieber Magersüchtig wären, als Übergewichtig. Das regt mich ja schon total auf, wenn ich sowas höre.

    Aber das was du da schreibst ist echt heftig. Das Mädchen kann einem ja schon fast leid tun, so lächerlich es auch ist. Oh man ich hab mich bei dem letzten Absatz selbst aufgeregt. Eine Woche. Krass. Das arme Mädchen was die alles durchgemacht haben muss -.-

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  2. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich bin absolut sprachlos.

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  3. Es ist mehr als schade, dass du solche Erfahrungen in der WG gemacht hast.
    Ich war selbst in 3 verschiedenen (allerdings therapeutischen) Jugend-WG's und dort war es nicht annähernd so schrecklich wie du es beschreibst.
    Allein, dass die Betreuer deiner Erkrankung nicht kannten, finde ich erstaunlich/bedenklich.

    Wie alt bist du eigentlich?
    Es gibt übrigens auch Therapeutische WG's speziell für essgestörte Mädchen.

    Liebe Grüße,
    Alaska

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  4. Eine Möchtegernessgestörte... ich dachte lange Zeit, wenn mich ab und zu die Angst packte, damals, als ich z.B. zum ersten Mal Blut gekotzt hatte, oder wenn mir morgens so schwindlig war - wenn mich also die Angst packte und ich plötzlch dachte, ich sei krank, nicht normal, andere stellen sich auch nicht täglich auf die Waage, andere finden es auch nicht normal, sich absichtlich zu übergeben ... und dann dachte ich immer, ich scheinheilige kleine Schl**** sei doch nur eine eingebildete scheiß Möchtegernessgestörte, so eine, die sich Probleme einbildet, wäre ja noch schöner, um Hilfe zu fragen, welches andere Ziel hätte das denn bitte außer Aufmerksamkeit? Und überhaupt, die anderen lügen, wenn sie sagen, ich sei zu dünn, der Waage kann man auch nicht trauen, ist doch außerdem normal, wenn man sich mal ein bisschen dick fühlt ...
    Und auf diese Weise hab ich mir jedes Mal, wenn ich Angst um mich selbst bekommen habe, ausgeredet, dass ich ein Problem hätte.
    Sogar Mädels mit Größe 40 hatten in meinen kranken Augen schlankere Beine als ich ... ich nahm mich als so verdammt fett war, es war ein leichtes, sich einzureden, ein Fake zu sein.

    Und gerade weil ich solche Angst hatte, "richtigen" Essgestörten, Leuten mit "wirklichen" Problemen, unter die Augen zu treten, ihnen womöglich Hilfe wegzunehmen weil ich mich mit irgendwelchen scheinheiligen Ach-so-schlimmen- Möchtegernproblemen in den Vordergrund drängte, hab ich ewig gedacht, ich hätte kein Recht auf Hilfe, kein Recht auf Behandlung (welcher Probleme denn bitte?).
    Und dann liest/hört man wieder von sowas, von Leuten, die jemanden sehen, dem es schlecht geht, und sich denken ... ja, was denkt so jemand? Geil, die bekommt richtig viel Aufmerksamkeit, will ich auch? Die sich aufdrängen, sich in den Vordergrund drängen, und wozu?
    Gut, jeder Mensch ist anders, aber ich persönlich verstehe sowas einfach nicht. Ich habe teilweise immer noch Schuldgefühle, weil ich nicht kaputt/dünn/wasauchimmer genug für Hilfe sein könnte, obwohl ich weiß, rein vom Kopf her, ich BRAUCHE sogar Hilfe wenn ich irgendwann vielleicht normal leben will, trotzdem fühlt es sich schlecht an, als wär ich geizig, nein, gierig (gieriger Fressack. Erst fressen nur damit es eh im Klo landet und dann Zeit und Geld ausgeben obwohl es Leute mit ricgtigen Problemen gibt ...).
    Und dann SOWAS.

    Tut mir total leid, das war unpassend und persönlich, gehört nicht hierher, tut mir leid. Aber ich musste es einfach mal gesagt haben. Sorry. Hab deinen Blog auch erst gerade entdeckt und bin noch am Durchlesen, ich schreib dir auch noch mal was weniger egozentrisches, das mit diesem Blog zu tun hat, versprochen.
    Aber solche Leite regen mich so auf (vor allem, weil es eine Zeit gegeben hat, als ich dachte, gesund, nur halt manchmal größenwahnsinnig zu sein) da hätte ich solchen Leuten vor mir das Recht auf Behandlung/Krankheit/ was weiß ich gegeben, hätte mich wahrscheinlich in ihrer Gegenward schlecht gefühlt, und das sollte nun wirklich nicht sein, oder?

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