Der Schein vom Glück.

Wenn ich an das letzte Jahr zurück denke, frage ich mich, wie ich all das nur geschafft habe. Ich möchte mir nicht auf die Schulter klopfen, keinesfalls, denn ich bin an all dem Leid selber Schuld.
Und die Menschen, die zu mir gestanden haben, bin ich dafür unendlich dankbar.

Ich war im Krankenhaus, wollte das dritte mal in eine Klinik, war so schwach, das ich nicht mehr richtig laufen konnte, wurde künstlich ernährt, wog 38 Kilo & wollte aufgeben.
Ich WOLLTE. Habe ich aber nicht. Hätte ich vielleicht tun sollen, denke ich manchmal.

Außerdem frage ich mich, was die nächsten Jahre bringen. Wie sehe ich dann aus?
Wer ist an meiner Seite?
Werde ich ausziehen?
Behalte ich meinen besten Freund?
Werde ich endlich die Bulimie bekämpfen? Schaffen, das Schneiden zu unterbinden? Wie viel werde ich wiegen und fühle ich mich damit wohl? Wird es noch einmal alles so schwer wie in den vergangenen Jahren?

Wenn ihr ehrlich bin, möchte ich teilweise nicht so weiter leben wie es im Moment ist.
Ich spiele vieles runter und sage: JA! Ich bin glücklich. Aber bin ich das wirklich? Nein.
Das Schneiden brauche ich mittlerweile fast täglich.
Die Bulimie wird gar nicht besser. Ich breche immer noch 2-3 Mal täglich. Wenn es schlimm ist, öfters.
Ich habe Zweifel, schreckliche Selbstzweifel.
Und.. eines der schlimmsten Dinge: Ich wünsche mir im Moment nicht sehnlicher, als wieder unter 50 Kilo zu kommen.


Meine Freunde sind so etwas wie der Ast nach dem ich Greifen kann. Ich mache vieles von Jemanden abhängig. Gerade, wenn ich daran denke wie mein Leben verlaufen wird. Sie halten mich, immer wieder, auch wenn sie gar nicht viel unternehmen. Es reicht, das ich weiß, wenn sie da sind.
Und da liegt auch das Problem!
Wenn ich mir vorstelle, dass Jemand anderes kommt und bei dem ein oder anderen auf einmal ''oben an Platz 1'' steht, könnte ich durchdrehen. Ich tue für ein, zwei Menschen mehr als ich es je für mich tun würde.
Weil sie mir mein Leben bedeuten.
Irgendwann kommt jemand, ersetzt mich und meinen Platz.
Und was dann? Dann stehe ich da. Und weiß nicht mehr weiter...

Ich möchte unbedingt meinen Schulabschluss nachholen.
Ich schaffe es aber nicht. Wenn ich an Schule, lernen und Menschen denke, die ich nicht kenne, bekomme ich wahnsinnig große Panik. Ich fange an, unregelmäßig zu atmen und mein Herz schlägt mir bis zum Hals.
Ich kann es einfach nicht. Der Gang in die Schule rein, wird zur Qual und genauso schnell wie ich drinnen bin, bin ich auch schon wieder Draußen und entscheide mich dafür, das ich ja morgen auch hingehen könnte.

Wenn die Bulimie nicht bald weniger wird, werde ich schon ganz bald mit den Dritten Zähnen rum laufen. Meine Zähne gammeln nicht oder sonst etwas. Auch wenn es viele Denken. Ich schäme mich schrecklich und gebe meinen zähnen, der Bulimie und dem Schneiden die Schuld, das mich niemand will. Es ist ekelhaft, obwohl es nicht ekelhaft ist.
Meine Zähne werde eben nur dünner durch die Magensäure. Die haben kaum noch Zahnschmelz und somit habe ich manchmal Schmerzen, die kaum auszuhalten sind.


Und jedes Jahr als ich mir vorgenommen habe: Alles wird besser-wurde es schlechter.
Es ist nicht mehr zu toppen, was passierte.
Aber jedes Jahr kam etwas dazu. Was kommt nun?
Oder bin ich endlich soweit, WIRKLICH glücklich zu werden?

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