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3. Juli 2013

Das Leben bist du, und nicht die Magersucht.

Die Entscheidung gegen die Bulimie & die Magersucht zu kämpfen war die beste Entscheidung meines Lebens.
Ich dachte, ich hätte vor 3 Jahre schon einmal den Kampf aufgenommen, sie los zu werden, doch merke ich jetzt das dieser Klinikaufenthalt den ich zu diesem Zeitpunkt angetreten habe, nur Mittel und Zweck diente, meine Mutter ruhig zu stellen. Zurück kam ich, mit dem zu großen Willen, eine heile und nicht-kaputte Welt zu haben. Nahm 20 Kilo innerhalb von 4 Monaten zu & geriet, so schnell konnte ich gar nicht gucken, in kürzester Zeit in die Bulimie hinein. ein dreiviertel Jahr nach meiner Entlassung im Frühjahr 2011 trat ich bereits meinen zweiten Klinikaufenthalt an. Diesmal mit der großen Überzeugung wirklich etwas ändern zu wollen.
Allerdings wollte ich auch unbedingt unter meinem letzten Eingangsgewicht sein. Schaffte ich nicht und war so sauer auf mich selbst, das es kaum auszuhalten war. aber immerhin war ich doch so stark gewesen und habe mich unter einen BMI von unter 15 gehungert um Fortimel trinken zu müssen und die Treppe nicht laufen zu dürfe. Das war mein Ziel: Damit auch jeder der dort sah: Ich bin wirklich, richtig krank.
Was für ein irrer und absurder Gedanke.
Zurück kam ich mit ein paar Kilos mehr auf den Rippen und der festen Überzeugung, diese auch wieder runter kriegen zu müssen.
Nicht ein paar Monate hat es gedauert, bis ich das zweite mal mit einem lebensbedrohlichen Kaliumwert ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Damals mit 45 Kilo.
Ich schämte mich so.
Raus kam ich mit 50 Kilo, nach 3 Tagen wegen Wassereinlagerungen.
Keine 2 Monate später der 3, 4, 5, und jetzt vor kurzem der 7 Krankenhausaufenthalt. allerdings, weil ich mir freiwillig eine sonde habe legen lassen.
Mit meinem  niedrigsten Gewicht von 38 Kilo wollte ich aufgeben. Ich wollte sterben und hatte keine Kraft mehr, auch nur eine 2 Liter Flasche Wasser anzuheben. Meine Haare waren trocken, Fingernägel? Pf, als ob. Ich hatte wunderschönes Fell auf dem Bauch, meinem Nacken und Rücken. Mir konnte ja anscheinend nicht kalt werden, ich sah ja fast aus wie ein Tier.
Meine Haut blätterte ab. Tiefe Augenhöhlen. Man könnte meinen mit jedem Kilo, das ich abnahm, sanken sie einen Stück in meinen Kopf rein.
Ich zitterte unter einer Heizdecke. Laufen oder gar 10 Minuten stehen? Wer ich? Nein, ich wäre zusammen gebrochen. Fresubin trank ich einmal am Tag und meinte, ich würde es mehrmals trinken. Meine Zähne mussten gemacht werden. In einer OP bekam ich erst einmal eine schöne Wurzelbehandlung nach Monaten Quälerei. Trinken? Ich? Nein, ich brauche kaum Flüssigkeit. Ich könnte doch von 250 ml zunehmen!
Natürlich, denn mein Körper speicherte alles was er kriegen konnte.
Ich dachte, mein leben wäre gelaufen. Ich dachte, ich würde sterben, weswegen ich Nachts nicht mehr schlief, durch die angst sterben zu müssen.
Dann kam alles so anders. Ich lernte neue Freunde kennen, lächelte manchmal. Redete. Öffnete mich. Bekam den Willen, etwas zu ändern. Merke, das ich mehr bin als diese verdammte Magersucht und das es so viele schöne Dinge in meinem Leben gibt, die ich nie gesehen habe, weil ich blind vor Essen, Kotzen und Gewicht war. Ich stellte die Waage in die Ecke. Schaffte es, mich auf mein Bauchgefühl zu verlassen und mich nicht mehr mit einer Zahl gleichzustellen. Ich stellte mich über sie und genoss die Abende die ich leben durfte, weil es mir endlich besser ging, Stück für Stück, Kilo für Kilo.
Ich feierte, tanzte, genoss alles so sehr. Ich bekam durch einen Menschen körperliche und seelische Unterstützung so wie Zuspruch und Wärme. Habe eine beste Freundin die hinter mir steht und Bekannte & Freunde die mich mögen, auch mit einer Störung, mit der sie nicht klar kommen. Aber wisst ihr, das müssen sie auch nicht, weil die Magersucht nicht ich bin.
Ich war sie, und ich ließ Teile von ihr sterben. Pulte mich nach Außen und sah, wie schön ich weniger von ihr bin.
Ich trage noch so große und schwere Teile der Essstörung mit mir, aber kann sie Stück für Stück fallen lassen, weil ich Dinge finde, die dieses Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, nach Liebe, Zuneigung, Wärme, Freunde, Freude, und dieses Bedürfnis nach mir und dem Leben ersetzen.

Ich denke, die Magersucht, vielleicht auch die Bulimie werden mich ein leben lang begleiten weil die Krankheit nicht mit Medikamenten oder einer Therapie geheilt ist, aber man kann die lästigen Gewohnheiten und Rituale bekämpfen und durch schönere, bessere ersetzen. Man muss sich, Freunde und die Liebe finden. Man muss die Welt und sein Leben kennen lernen.
Man muss dazu lernen und zulassen, das die Magersucht nicht DU bist.

7 Kommentare:

  1. Ein toller Post, es ist so ergreifend dies zu lesen, ich bin sprachlos, das hast du echt toll geschrieben. Du hast wirklich schon viel geschafft, mach weiter so.
    <3

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  2. Behalte den Mut, der aus diesem Text spricht und pass gut auf dich auf!!
    Deine Worte hätten vor ein paar Jahren auch von mir kommen können und ich merke immer noch wie hin und her gerissen ich bin wenn ich das lese. Ich bin ebefalls froh den Weg angetreten zu haben und zu kämpfen, aber ich weiß auch wie es war und ich werde es wohl nie vergessen. Ich würde dir so sehr wünschen, dass du vielleicht eines Tages ganz "frei" von dem ganzen Sch*** sein kannst und es dich nicht immer wieder heim sucht. Es wird einem über die Jahre hinweg ja leider immer vertrauter und gibt einem eine vermeintliche (tödliche) Sicherheit. Es gibt die Tage an denen ich mich völlig normal und frei von allem fühle und dann merke ich aber auch immer wieder mal wie mah mir diese alten Gedanken sein können und wie vertraut sie wirken nach all den Jahren.
    Ich denke, es wird auch für dich ein langer Weg werden, aber behalte deine Hoffnung und geh den Weg egal wie steinig er wird!! Ich drück dir soooo sehr die Daumen

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    1. Das es alles noch ein langer we sein wird, das ich nie ganz ''gesund'' sein werde, sondern höchstens symtomfrei, dass ich immer die Magersucht & bulimie im Gepäck haben werde, wenn auch nur ein kleiner Teil. Das ist mir bewusst. Und damals dachte ich, wieso soll ich denn für ein Leben kämpfen, wenn ich genau weiß, das diese Essstörung NIE ganz verschwinden wird? Wenn ich bei jeder Kleinigkeit zurückfallen könnte?
      Wieso soll ich das alles tun, wenn ich vielleicht immer s sein werde?
      Aber weißt du, ich weiß jetzt, das es das alles wert ist, für ein schöneres Leben zu kämpfen. & ja, vielleicht werde ich nie ganz gesund, aber ich kann mein Leben so gestalten, das sie in den Hintergrund rückt und mich nicht mehr so stört, wie sie es jetzt tut.

      ich wünsche dir auch alles Glück der Welt & viel Kraft. Danke für deine lieben Kommentare immer wieder. Wirklich lieb von Dir.
      Liebe Grüße, Jacki ♥

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  3. Es ist wundervoll, wie du den Kampf beschreibst, denn dass ist es...und es stimmt. An die Stelle der Magersucht müssen immer mehr Freunde, gute Gewohnheiten und Hobbies treten, dann verliert sie an Macht. Je wohler man sich mit dem eigenen Leben fühlt, desto leichter wird es, der Es weniger Handlungsspielraum zu lassen.

    Liebe Grüße :)

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  4. Ich könnte weinen, weil mich einfach so viel an mich selbst erinnert.. nur leider bin ich noch mitten drin..
    Bleib stark ♥

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    1. Wenn du nur dich selbst nicht vergisst und immer daran glaubst das du es schaffen kannst, kannst du es auch!:)
      Danke, ♥

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